Wo der Himmel die Erde berührt – Schottland

Eine Rundreise im Rückblick

Scottland1Die Sonne scheint, das Thermometer bleibt bei plus 20 Grad hängen und der Wind bläst aus West mit fünf bis sechs Windstärken. Und der niederländische Wetterdienst KNMI verspricht noch mehr für die kommende Nacht: „Wind, vrij krachtig tot krachtig, zeven tot acht, krimpend!“ Die Flaggen und Fahnen an Masten und Schiffen in Ijmuiden, hier direkt an der niederländischen Nordsee, warnen mit lautem Knallen eindringlich vor den Gefahren einer Überfahrt. Wer jetzt nicht muss, bleibt bei solchen Aussichten lieber im sicheren Hafen. Weniger aus Sorge vor physischen Schäden an Mensch und Maschine, als vielmehr aus Gründen der sogenannten Kinetose. Einer ganz heimtückischen Seuche, die auch schon mal ganze Schiffe überfällt. Trotz tausender Jahre menschlicher Seefahrt ist bis heute wissenschaftlich nicht erwiesen, was die Kinetose auslöst und wie man sich vor ihr schützt. Klar ist nur, dass wirklich niemand dagegen gefeit ist, gegen die Seekrankheit.

Wir müssen aber da rüber. Und von obskuren Ängsten lassen wir uns nicht davon abhalten, 13 G´s im riesigen Bauch der DFDS-Seaways-Fähre zu verstauen und gemeinsam mit ihnen die Überfahrt ins englische Newcastle kurz unterhalb der schottischen Grenze zu wagen.

P1000475Um 17 Uhr soll es eigentlich losgehen, um viertel vor fünf sind aber noch immer nicht alle Fahrzeuge an Ihrem Platz. Ist uns aber egal, denn wir, die 25 G-Club Mitglieder auf dem Weg nach Schottland, haben es gut getroffen. „Commodore Class“ heißt das Zauberwort. Nicht nur, dass unsere G´s deshalb mit Vorrang verladen werden, nein, dadurch sind wir auch mit die Ersten an Bord. Welchen Vorteil das hat, lernen wir schnell, als das windgeschützte und dadurch herrlich warme Sonnendeck unseres Schiffes sich für die Menge an Passagieren als viel zu klein erweist.

Die Minibars – kostenfreier Kabinen-Service für uns „VIP´s“ – sind schnell geplündert und mit an Deck gebracht. Und so beginnt eine ereignisreiche Schottlandreise mit viel Komfort und Kreuzfahrtfeeling.

Und der Wind, West fünf bis sechs, später mehr, quasi der sichere Kinetoselieferant auf jedem Schiffskurs nach Nordwesten? Der hat ein Einsehen, dreht wie vorhergesagt gegen den Uhrzeigersinn nach Südsüdwest und schiebt uns völlig ruhig „gen Engeland“, so dass die Fähre vor Newcastle sogar verlangsamen muss, um nicht zu früh anzukommen.

Besser geht es nicht.

Sieben, acht, neun, so lautet der Time-Code der nächsten Tage. Denn das Roadbook für Schottland füllt rekordverdächtige 90 Seiten, nur Streckenhinweise und Erläuterungen. Die wollen „abgearbeitet“ werden. Also nichts mit ausschlafen, Morgenzeitung und „breakfast“ am Bett, sondern um sieben Uhr aufstehen, um acht Uhr frühstücken und um neun Uhr startklar auf dem Bock sitzen.

Das gilt auch schon auf der Fähre, die am Morgen pünktlich um neun Uhr Ihre Ladung löscht und die 13 G´s in den englischen Linksverkehr entlässt.

P1000503IMG_3220Der dürfte eigentlich kein Problem sein, denn wir alle haben uns ja schon mal mental auf das Linksfahren eingestellt und fahren zur Sicherheit auch noch im Konvoi. Ja, eigentlich! Denn spätestens am zweiten oder dritten Kreisverkehr erlebt jeder seine individuellen Startschwierigkeiten. Mit anfänglich höchster Konzentration verlaufen die ersten Fahrversuche auf englischen Straßen ohne ganz große Komplikationen. Die höflichen Engländer hupen zum Glück selten, auch wenn man den einen oder anderen mal verärgert den Kopf schütteln sieht.

Vorbei an der sehenswerten Ruine von Melrose Abbey, einem Zisterzienserkloster aus dem 12. Jahrhundert und Rosslyn Chapel – einer Kapelle, die vor allem Dan Brown Fans etwas sagt, war sie doch einer der geheimnisumwitterten Schauplätze in seinem Bestseller „Sakrileg“ – gelangt der „Fahrschul-Konvoi“ im für uns ersten schottischen Regen unbeschadet nach Edinburgh.

Die fast 500.000 Einwohner große Stadt, Schottlands Hauptstadt und seit 1999 Herberge des Schottischen Parlaments, ist der terminliche Dreh- und Angelpunkt unserer Reise. Denn hier findet statt, was tausende Besucher aus aller Welt mit uns gemeinsam erleben möchten, das Royal Edinburgh Military Tattoo. Eine der spektakulärsten Militärparaden der Welt.

P1000549Dafür bleiben wir zwei Tage in dieser faszinierenden Stadt, die wegen ihrer vier Hochschulen von jungen Menschen und deren Lebensfreude nur so überzuquellen scheint. Auch bei nur 14 Grad Außentemperatur herrscht hier ein Gedränge und eine Stimmung auf Straßen und Plätzen wie auf einem großen Volksfest.

Nachdem wir noch Falkirk Wheel, einem eindrucksvollen Schiffshebewerk, einen Besuch abgestattet haben, geht es im Konvoi weiter nach Norden, entlang der schottischen Ostküste Richtung Aberdeen. Unter anderem parallel zur filmberühmten Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth. Agatha Christie lässt grüßen.

Wir sind auf dem Weg zu Lizzy, also zu Elisabeth, die II., Sie wissen schon. Denn wie jeden Sommer verbringt die Queen zwölf lange Wochen auf ihrer privaten Sommerresidenz Balmoral Castle in Aberdeenshire, das wir heute besichtigen wollen. Und wenn alles gut läuft, sehen wir sie ja vielleicht aus dem Fenster winken oder mit ihren Corkys im Garten spielen.

Und tatsächlich, es läuft alles gut. Zumindest mit den G´s, die ohne Probleme bis vor das Tor von Balmoral rollen. Hier steht aber ein freundlicher Bobby, der uns signalisiert, dass das Schloss momentan nicht für die „niederen Stände“ geöffnet ist. Nicht einmal das Gebäude von außen ist zu sehen, weil ein riesiger Park mit hohen Bäumen es rundherum vor neugierigen Blicken schützt. Ach, was soll´s, der englische Hochadel wird, da sind wir uns jetzt plötzlich alle einig, sowieso völlig überbewertet.

P1000614Also weiter Richtung Aberdeen, mit kleinem Schwenk über Dunnottar Castle, in dem seit langer, langer Zeit niemand mehr wohnt und es deshalb auch von jedermann besichtigt werden darf, hin zum Ardoe House Hotel, unserer heutigen Bleibe.

IMG_3681Ein wenig wie zu einer alten Adelsfamilie gehörend fühlen wir uns aber dann doch am Abend dieser langen Tour, als wir in die Einfahrt des Hotels einbiegen. Ein Park, der jeder Kleinstadt zu Ehren gereicht, umschließt eine ewig lange Auffahrt und endet vor einem kolossalen Schloss aus dem 19. Jahrhundert in der ehemaligen Kutschenvorfahrt. Standesgemäß, auch für unsere G´s. Schade nur, dass das Hotel eine Sterneklassifizierung hat, die keinen Butler-Service vorsieht. Also trotz Adelsgefühlen wieder selber ausladen.

Wie insgesamt die britische Dienstleistungsbereitschaft durch deutsche Brillen gesehen etwas ungewohnt und teils unverständlich erscheint. Generell sind die meisten Servicemitarbeiter sehr freundlich, höflich und zuvorkommend. Verschiedene Erwartungshaltungen auf beiden Seiten sowie größere und kleinere Sprachbarrieren führen aber hin und wieder zu gegenseitiger Irritation.

So ist es zum Beispiel völlig unüblich, Getränke während des Essens am Tisch zu ordern oder serviert zu bekommen. Vielmehr bestellt und zahlt man seine Getränke direkt an der Bar und nimmt sie dann mit in den Speiseraum. Also herrscht entweder ein stetes Kommen und Gehen an den Tischen, mit einer entsprechend langen Schlange vor der Bar oder man verzichtet auf ein weiteres Getränk, was dann aber, für uns so unverständlich, dem Umsatz schadet. Diese Regel jedoch durch eine Bitte um „Lieferservice“ zu durchbrechen, führt – wie sich denken lässt – wiederum zu Kopfschütteln „about the Germans“ bei den Restaurant-Mitarbeitern. Andere Länder, andere Sitten.

Auch wenn es keine englische Entsprechung für „Guten Appetit“ gibt, mit einem Vorurteil sei an dieser Stelle ein für allemal aufgeräumt. Entgegen allen anderslautenden Berichten: Die Briten und hier speziell die Schotten können kochen. Zwar scheinen die allgegenwärtigen schottischen Schafe den Weg in den Kochtopf nicht zu finden, denn Lamm steht auf keiner Speisekarte, aber was serviert wird, ist schmackhaft und gut.

Sieben, acht, neun! Der Abschied fällt schwer, weil der gestrige Abend in dem von Benzingesprächen summenden, urgemütlichen Kaminzimmer doch etwas länger wurde. Außerdem, es regnet bei nur 11 Grad, und das Hotel nennt einen Spa-Bereich sein Eigen, der einen weiteren ganztägigen Aufenthalt bei solch einem Wetter fast zwingend erforderlich erscheinen lässt.

Aber, Schottland ist groß, die Zeit knapp und der Whisky-Trail lockt. Also auf, in Richtung Inverness.

IMG_3389Wer weiß, vielleicht war die Fuhre zu schwer oder die Gegend zu schön, Fakt ist, am gefühlt fünfhundertsten Kreisverkehr sind es plötzlich nur noch zwölf fahrbereite G´s, die den Whisky-Trail weiter erkunden werden. Denn mit einem unangenehm schmerzenden Knall ist einem der liebevoll gepflegten 500er in unserem Tross ganz überraschend der Bremsweg ausgegangen.

Seinem Vordermann kann mit Panzertape und vereinter Muskelkraft das Weiterfahren ermöglicht werden, bei dem 500er indes ist der Schaden an Kühler und Karosse so heftig, dass sich jetzt Callcenter und Mobilitätsgarantie von Mercedes bewähren müssen.

Schnell ist eine Eskorte gebildet, die sich um den Havaristen kümmert. Dem Rest steht die ersehnte Destillen-Besichtigung bei „Chivas“ und die anschließende Führung durch die „Speyside Cooperage“ Fassfabrik bevor. Die ungewollte Verzögerung hat jedoch zur Folge, dass sich für die einen der heutige Tag als zu kurz für den gesamten Whisky-Trail erweist und für die anderen die Bergung und der Huckepack-Transport des G 500 nach Inverness als zu lang.

IMG_3181Letztlich treffen sich am Abend alle wohlbehalten direkt am Caledonian Canal in einem wunderschönen kleinen Hotel in Inverness wieder.

Ein Mercedes G Modell zu besitzen hat ja bekanntlich viele Vorteile, ein demoliertes G Modell in Schottland zu besitzen, eher weniger. Ein neuer Kühler ist in der hiesigen Mercedes Niederlassung erwartungsgemäß nicht auf Lager, aber einen zu bestellen auch überhaupt kein Problem. Dauert lediglich zwei Wochen, was jedoch leider Tage nach unserer Abreise aus Schottland sein wird.

Jetzt zahlt es sich erneut aus, mit dem Mercedes-G-Club unterwegs zu sein. Denn einige Anrufe und nur zwei Tage später steht der Kühler in Inverness zum Einbau bereit. Um die Geschichte abzukürzen, der 500er hat in den letzten Tagen unserer Schottlandtour wieder seinen Platz im Konvoi gefunden und ist glücklich in Deutschland angekommen, dank guter Kontakte des G-Clubs und „Mobilo“, der Mobilitätsgarantie von Mercedes-Benz.

Inverness liegt am nördlichen Ausgang des Loch Ness. Und eine Schottlandreise ohne Loch Ness gesehen zu haben, ist wie ein Bier ohne Schaum. Also umrunden wir am nächsten Tag den gesamten See, besichtigen danach Dunrobin Castle, einem der Familiensitze des Dukes of Sutherland und erleben am Abend das gastronomische Highlight der gesamten Reise.

Einige hundert Britische Pfund pro Zimmer, so ist in den Schränken versteckt zu lesen, soll eine einzige Übernachtung im Ackergill Tower Castle Hotel kosten, das in der Nähe von Wick, ganz oben in der nordöstlichsten Ecke Schottlands liegt.

P1000697Zugegeben, Halbpension, inklusive der Getränke. Das fünf Sterne Haus erwartet uns am späten Nachmittag in strahlendem Sonnenschein. Unter anderen Bedingungen hätte es vielleicht etwas bedrohlich gewirkt in seiner Einsamkeit unmittelbar am Meer, mit diesen kleinen Fenstern und seinen grau-braunen Mauern. So aber ist es für alle ein Spaß, bei einem kleinen Spaziergang rund um den Tower, entlang des Küstenstreifens und umliegender Ländereien das Hotel von allen Seiten zu bestaunen und zu fotografieren.

Auch der Hotelier findet wohl gefallen an seinen illustren Gästen, denn nachdem er jeden erst einmal mit Handschlag begrüßt, ist es ihm ein Anliegen, alle G´s vor seinem Tower für eine Fotosession aufzureihen. Schon am nächsten Morgen ist klar, warum. Auf Facebook gegrüßt das Hotel den „Mercedes-Benz Owners Club, celebrating the iconic G-Wagon´s 35th Birthday!“

Das Candle-Light-Dinner in der Towerhall ist ein Gedicht, der Champagner prickelt herrlich und die Weine sind von erlesener Güte. Was auch immer das Hotel wirklich für eine Gruppe wie die unsere kostet, es ist jeden Penny wert.

Sieben, acht, neun! Nein, nur bitte, bitte heute nicht.

Es bedarf schon einer gehörigen Portion Nachdruck von allen Seiten um den Time-Code ausnahmsweise auf acht, neun, zehn zu verändern. Aber dann geht es auch wirklich los. Über Duncansby Head, dem nordöstlichsten Punkt Schottlands, weiter südwestlich nach Altnaharra, dann wieder nördlich nach Tongue. Immerhin fast 200 Kilometer meist über Single-Tracks, den vielen einspurigen, jedoch asphaltierten Wegen hier in Schottland.

Es ist mal wieder kalt und es regnet in fast regelmäßigen Abständen, wie schon so oft in den letzten Tagen. Typisches schottisches Wetter eben, obwohl die Einheimischen behaupten, in diesem Jahr sei es ganz besonders schlimm.

Diese kalten Tage gemeinsam mit den unterschiedlichsten Hotelerfahrungen bringen die abendlichen Gespräche häufiger auf eine hier augenfällige sehr überkommene Art der Energiever(sch)wendung. Auch wenn es dank des warmen Golfstroms im schottischen Norden selten zu wirklich harten Wintern kommt, so sind anno 2014 zweihändige Bad-Armaturen, Einfachverglasung und keinerlei Wärmedämmung ein sehr oft anzutreffender Anachronismus. Sicher noch ein großes Feld für Investitionsprogramme zur Belebung der britischen Wirtschaft.Atlantik

IMG_3583Ab jetzt wird es schön – oder besser, noch viel schöner. Leider nicht das Wetter, aber die Landschaft. Sind wir bis hierher mit leuchtenden Augen gefahren, so lassen sich die zerklüfteten Berge und Täler, das stimmungsvolle Licht, die malerischen Seen, die romantischen Hochmoore des nordwestlichen Schottlands kaum noch in Worte fassen. Wer auch immer durch Schottland reist, aber den Nordwesten auslässt, hat das Schönste davon wohl verpasst.

Unser Weg führt von Tongue über Durness nach Scourie, dann weiter durch Ullapool nach Gairloch und weiter nach Fort William, ganz nahe am Ben Nevis vorbei, Großbritanniens höchstem Berg.

P1000826Auf dieser fast 600 Kilometer langen Strecke verstecken sich einige sehens- und erfahrenswerte Superlativen. Bei Applecross zum Beispiel, überqueren wir den Berg Bealach na Bà auf der mit 626 Metern höchsten Passstraße der Highlands. Oder in Durness besuchen wir Smoo Cave, die Meereshöhle mit dem höchsten Eingang auf britischem Boden. Noch mehr? In der Nähe von Dornie am Kyle of Lochalsh treffen wir auf das meist fotografierte Schloss Schottlands, das Eilean Donan Castle, das im Loch Duich auf einer kleinen Halbinsel steht. Weltweit bekannt wurde es, weil es Fimkulisse verschiedenster Kinofilme war. Unter anderem für den „Highlander“ mit Christopher Lambert oder dem James Bond Film „Die Welt ist nicht genug“ mit Pierce Brosnan.

P1000935In Ullapool sehen wir ihn dann das erste Mal, den G 350 BlueTec mit polnischem Kennzeichen. Auf dem Parkplatz vor Eilean Donan Castle ein weiteres Mal. Und zum dritten Mal dann auf derselben Straße nach Fort William, jedoch mit reichlich Abstand hinter unserem Konvoi herfahrend. Es bedarf keiner langen Überlegung, diesem „G“ zu signalisieren, dass er – weil „richtiges Auto“ – gern innerhalb unseres Konvois mitrollen kann. Für die noch verbleibenden 50 Kilometer bis ans Ziel sind wir damit um ein Fahrzeug bereichert. Des Zufalls Lösung ergibt sich am gemeinsamen Zielpunkt. Die beiden polnischen Damen aus dem „G“ – Mutter und Tochter, beide hervorragend deutsch sprechend – wären gern gemeinsam mit dem G-Club nach Schottland gereist. Weil der Anmeldeschluss aber überschritten und die Reise bereits ausgebucht war, machten sie sich allein auf den Weg, folgten aber der Club-Ausschreibung im Groben. Wie von Zauberhand sind Anmeldeanträge für den Mercedes-Benz G-Club zur Stelle und wenige Minuten später heißt es dann für die beiden: „Willkommen im Club“.

Sieben, acht, neun, wie fast jeden Tag. Für uns geht es früh weiter zu den nächsten Highlights dieser Reise. Von Fort William führt die Strecke entlang eines weiteren berühmten Film-Drehorts, nämlich der Eisenbahnlinie von Fort William nach Mallaig. Das Glenfinnan-Viadukt hat schon zahlreichen Filmen als Schauplatz gedient, aber seit Harry Potter mit dem Hogwarts-Express über diese Brücke fuhr, weiß auch fast jeder, wie sie aussieht.

IMG_3635Das heutige Etappenziel heißt Loch Melfort, aber es wäre nicht der G-Club, wenn das auf direktem Kurs angesteuert würde. Nein, es muss noch ein weiteres Schmuckstück mit Namen „Island of Mull“ auf diese an Schönheiten so reiche schottische Perlenkette aufgereiht werden.

Hätten die Schotten einen stabileren Sommer, wäre die Insel Mull auf den inneren Hebriden das Touristenziel schlechthin. Kleine Buchten an glasklarem, tiefblauem Meer, Strände mit weißem Sand, Hügel mit grünem Gras und alten Eichen, Gasthäuser und Hotels mit englischen Gärten und alle paar hundert Meter atemberaubende Aussichten. Der kleine, total bunt bemalte Hauptort der Insel, Tobermory, lädt zum Bummeln und Genießen. Wer ausspannen möchte, hier wäre ein Platz dafür.
P1000973Nach den vielen „Ahs“ und „Ohs“ auf der Rundfahrt über die Insel, endet die heutige Tour mit einem weiteren Ausdruck des Staunens. Das Loch Melfort Hotel liegt direkt am See und als wir ankommen strahlt die Sonne. Ihr abendliches Licht fällt golden in die Hotelzimmer, von denen jedes, mit bodentiefen Fenstern und Balkonen oder Terrassen ausgestattet, nach Südwesten und so mit Blick über den See ausgerichtet ist. Vom Bett aus dieses Panorama genießen…..

Deshalb heute ausnahmsweise nochmal erst acht, neun, zehn. Denn es ist kein weiter Weg bis Glasgow, unserem letzten Ziel auf dieser Tour. Morgen treffen wir unseren Guide, der uns Glasgow von seiner schönsten Seite zeigen wird, bevor es dann von Schottland über den Hadrians-Wall, der alten römischen Grenzmauer, die Schottland von England trennte, wieder zurück nach Newcastle zur Fähre geht.

P1010010Es gilt Abschied zu nehmen von einem Land, das wie kaum ein anderes in Europa mit Klischees belegt ist. Jeder im Schottenrock, alle Geizhälse, überall Dudelsäcke und Whiskytrinker gehören genauso dazu, wie das schon sprichwörtliche schottische Wetter.

In Wahrheit ist Schottland eine herbe, raue Schönheit mit sehr freundlichen Menschen, grandioser Landschaft und spektakulären Aussichten. Der Atlantik braust und zerrt unablässig an den vielen windzerzausten Inseln und die Wolkenberge über den grünen Hügeln wirken oft gespenstig. Insgesamt ein ungemein einsames Land, das die Seele eines jeden Reisenden gefangen nimmt.

Auld Lang Syne, das wohl bekannteste Abschiedslied der Briten, auf deutsch etwa „längst vergangene Zeit“ hat seine deutsche Entsprechung in „Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr…“ Wir werden es aber auf jeden Fall versuchen!